Hinweise und Tipps zur organisatorischen Vorbereitung finden Sie unter “Unser Tag im Seilgarten”. Diese Informationen erhalten Sie auch noch einmal als Anlage zu den Buchungsunterlagen zugeschickt. Für Freizeitveranstaltungen reicht dies in der Regel aus.
Sollen Trainingsprogramme, die inhaltliche Zielsetzungen verfolgen, nachhaltig über den Seilgartenbesuch hinaus wirken, sollten sie sowohl im Vorfeld als auch im Anschluss inhaltlich vorbereitet werden. Als kurzzeitpädagogische Maßnahme kann der Seilgarten nur Impulse geben. Beim Transfer in den Gruppenalltag ist die Gruppe und die Gruppenleitung gefragt.
Wir geben Ihnen die Gelegenheit, vorab mit uns Ziele und Inhalte des Seilgartenbesuchs zu vereinbaren und abzusprechen. Dies kann telefonisch, per E-Mail Briefing oder auch in einem persönlichen Gespräch erfolgen. Aus Ihren Vorgaben entwickeln wir dann ein entsprechendes Programm.
Auf Wunsch ruft Sie der/die zuständige Prozesstrainer*in kurz vor der Veranstaltung auch noch einmal an.
Wenn möglich, sollten Sie im Vorfeld auch die Wünsche der Teilnehmer*innen abfragen und Ihrer Gruppe auf den Seilgarten thematisch einstimmen.
Sie können
- Ihrer Gruppe das Programm vorstellen, um den Teilnehmer*innen mitzuteilen, was sie dort erwartet
- organisatorische Fragen besprechen
- Ihre persönlichen Intentionen und Ziele, die Sie mit dem Seilgartenbesuch verknüpfen, den Teilnehmer*innen transparent machen sowie
- die Erwartungen der Teilnehmer*innen abfragen
- daraus gemeinsame Ziele formulieren oder ein Schwerpunktthema herauskristallisieren, auf den die Übungen und Aktivitäten im Seilgarten bezogen werden
- den Teilnehmer*innen Gelegenheit geben, Ihre Ängste und Unsicherheiten anzusprechen
- dabei auf das Prinzip „Challenge by chioce“ (Freiwilligkeit und Selbstorganisation: jede/r bestimmt den Grad der Herausforderung selbst) hinweisen
- aber auch die Chancen für neue Erfahrungen und persönliche Grenzverschiebungen thematisieren
- mit bewegungseingeschränkten, ängstlichen oder sich schon bei der Vorbesprechung verweigernden Teilnehmer*innen die Übernahme von Sonderaufgaben verabreden, die sie trotz damit verbundener eingeschränkter Teilnahme in den Prozeß einbinden: Dokumentation mit der Digitalcamera, Bericht für die Schülerzeitung schreiben, Übernahme von Sicherungsaufgaben am Boden o.a.m.
Mögliche Ziele eines Seilgartenbesuchs:
Im Folgenden geben wir einen kurzen Überblick – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – über mögliche Ziele eines Seilgartenbesuchs:
- Abenteuerliche Herausforderungen und das Kennen lernen von persönlichen Grenzen fördern die Selbstwahrnehmung und das Nachdenken über sich selbst. TeilnehmerInnen lernen etwas über sich und das eigene Verhalten in der Gruppe.
- Das Überschreiten persönlicher Grenzen kann den Selbstwert erhöhen, wenn man etwas schafft, was man sich nicht zu getraut hat. Oft geht dies einher mit größerer Wertschätzung und Anerkennung durch die Gruppe (das hätte ich nie gedacht, dass du das schaffst).
- Die Bewältigung einer gemeinsamen Aufgabe regt zur Verständigung gemeinsamer Ziele an. Zieldefinitionen fordern Kommunikationsfähigkeit und die Vereinbarung bestimmter Regeln. Zuhören, Ausreden lassen, sich verständlich ausdrücken, die Meinung anderer respektieren, sich zurück nehmen….
- Problemlösungsspiele erfordern das Erproben verschiedener Strategien. Strategievielfalt (mehrere Wege führen zum Ziel) fördert Experimentierfreude (trail and error Prinzip) und Risikobereitschaft. Aber irgendwann muss auch eine Entscheidung getroffen werden.
- Abenteuerliche Herausforderungen wirken motivierend und fördern die Bereitschaft, sich auch mit Unbekanntem auseinander zu setzen.
- Das Erforschen unbekannter Gebiete gelingt umso eher, als es von einer Atmosphäre gegenseitiger Unterstützung und Anerkennung getragen wird. Dazu gehören positive Feedbacks, Respekt vor der Leistung aber auch der Meinung anderer.
- Das Ausprobieren verschiedener Strategien erlaubt auch Fehler. Wenn Fehler machen erlaubt ist, trauen sich mehr Teilnehmer*innen etwas Neues auszuprobieren. Akzeptanz durch andere macht auch das Moment des Scheiterns erträglich. Konstruktive Kritik hilft, neue Ziele zu setzen.
- Gefühle der Unsicherheit und Angst sind für viele Menschen unangenehm. Wir haben gelernt, diese Gefühle eher zu unterdrücken und nicht auszusprechen. Beim Erleben von Grenzerfahrungen werden Gefühle aber sehr intensiv. Damit bieten sie aber auch eine Chance, sie wahrzunehmen zu zulassen und daraus zu lernen.
Im Seilgarten erlebte Herausforderungen haben vielleicht zu veränderten Wahrnehmungen sich selbst gegenüber und der Gruppe geführt. Auch die Gruppendynamik wurde eventuell positiv beeinflusst.
Damit neue Erfahrungen auch lernwirksam werden, sollten sie der Reflexion zugänglich gemacht werden. Der Besuch eines Seilgartens ist aber nur eine kurzzeitpädagogische Maßnahme.
Zwischen – und Abschlussreflexionen durch unsere Trainer/*innen können nur erste Anstöße geben, um neue Erfahrungen auch im Alltag wirksam werden zu lassen.
Um eine pädagogische Nachhaltigkeit zu erzielen, benötigen in Gang gesetzte Prozesse die weiterführende Unterstützung durch begleitende Lehrer*innen, Pädagogen*innen oder Gruppenbetreuer*innen.
Wir empfehlen daher eine möglichst zeitnahe inhaltliche Nachbereitung im alltäglichen Gruppenzusammenhang. Dabei sollte ressourcenorientiert an den Stärken, positiven Erfahrungen und Erfolgen der Gruppe und der einzelnen Teilnehmer*innen angeknüpft werden.
Wir geben im Folgenden ohne den Anspruch auf Vollständigkeit Anregungen für mögliche Fragestellungen und Anknüpfungspunkte auf gemachte neue Erfahrungen.
Wir überlassen es der Phantasie und pädagogischen Kreativität, daraus spannende Unterrichtseinheiten, Anschlussprojekte oder Gruppenstunden zu machen.
THEMA Selbstbewertung und Selbstwahrnehmung:
- Wo liegen meine Stärken?
- Ich suche gern eine Herausforderung.
- Wenn ich Fehler gemacht habe, kann ich das gut aushalten.
- Ich kann mit Kritik an mir gut umgehen.
- Auf mich kann man sich verlassen.
- Ich übernehme gern Verantwortung.
- Ich habe viel Selbstbewusstsein.
- In schwierigen Situationen gebe ich nicht so schnell auf.
- Ich kann anderen gut zuhören.
- Ich bin bereit, von anderen zu lernen.
- Ich kann mich gut ins Team einbringen.
- Ich kann über meine Gefühle sprechen.
- Ich kann Angst und Unsicherheit zugeben.
THEMA Gruppendynamik und Fremdwahrnehmung:
- Wer hat der Gruppe viel gegeben
- Wer hat mitgedacht
- Wer hätte viel anzubieten, wird jedoch oft übergangen
- Wer kann die Gruppe motivieren, auch wenn sie mal einen “Hänger” hat.
- Wer nimmt sensibel die Gefühle anderer wahr.
- Wer beobachtet genau.
- Wer denkt nach vorne.
- Wer bietet Hilfe und Unterstützung an.
- Wer achtet auf Sicherheit.
- Wer erbringt anderen gegenüber Wertschätzung.
- Wer hilft und packt mit an.
- Wer kann gut zuhören.
- Wer lässt andere ausreden.
- Wer ist offen für andere Ideen und Meinung.
- Wer sorgt für gute Stimmung, ohne gleich den Pausenclown zu spielen.
- Wer gibt bei Schwierigkeiten nicht auf.
- Wer hält die Gruppe zusammen.
- Wer achtet darauf, dass das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verloren wird.
- Wer kann fair Kritik üben.
- Wer ist vertrauenswürdig.
- Wer gibt Orientierung.
- Wer war eine große Hilfe.
- Welche Bilder fallen dazu ein: Wir sitzen alle in einem Boot/Wir ziehen alle an einem Strang
THEMA Teamfähigkeiten und Schlüsselkompetenzen:
Zuverlässigkeit:
- Wer hält sich an Absprachen:
- Wer hat sein Ziel nicht aus den Augen verloren.
- Wer erkennt, was gerade nötig und wichtig ist.
- Wer hält bis zum Ende durch.
Leistungsbereitschaft:
- Wer arbeitet ohne Anstoß/von sich an der Zielerreichung.
- Wer gibt nicht auf.
- Wer engagiert sich die ganze Zeit über.
- Wer äußert eine eigene Meinung.
- Wer übernimmt Aufgabe bereitwillig.
Sorgfalt:
- Wer nimmt sich die nötige Zeit.
- Wer behandelt das Material pfleglich.
- Wer behält den Überblick.
Selbstständigkeit:
- Wer plant das eigene Vorgehen.
- Wer arbeitet ohne Hilfen.
- Wer bringt eigene Ideen ein.
- Wer sorgt für Entscheidungen.
Verantwortungsbereitschaft:
- Wer hält sich an Vereinbarungen.
- Wer gibt Fehler zu.
- Wer lernt aus eigenen Fehlern.
- Wer übernimmt Aufgaben.
- Wer kümmert sich um Partner*innen.
- Auf wen kann man sich verlassen.
Teamfähigkeit
- Wer bezieht andere mit ein.
- Wer kann zuhören.
- Wer kann um Hilfe bitten.
- Wer macht gute Vorschläge.
- Wer kommt nicht zu Wort und warum nicht.
Kommunikationsfähigkeit:
- Wer lässt andere ausreden.
- Wer kann zuhören.
- Wer ist auch offen für andere Meinungen.
- Wer kann Diskussionen ordnen und strukturieren.
- Wer fordert auch andere Meinungen ein.
Flexibilität:
- Wer denkt flexibel.
- Wer lässt sich durch einen Misserfolg nicht entmutigen.
- Wer entwickelt alternative Ideen.
THEMA Gefühle und Selbstwahrnehmung:
- Welche Gefühle hatte ich bei einzelnen Übungen.
- Angst
- Unsicherheit
- Vertrauen
- Geborgenheit
- Stolz auf meine Leistung
- Freude
- Wut
- Zufriedenheit
- Erschöpfung
- Lähmung
- Panik
- Ohnmacht
- ……..
Wie können die Gefühle beschrieben werden:
Welche Bilder fallen dazu ein:
Was lösen einzelne Gefühle für Körperreaktionen aus:
- Das Herz hüpft
- Das Herz schläft schneller
- Der Magen zieht sich zusammen
- Ich fühle mich wie gelähmt
- Mir zittern die Knie……..
- Wie werden einzelne Gefühle bewertet:
THEMA Jungen – Mädchen:
Wo lassen sich unterschiedliche Stärken von Jungen und Mädchen bei Problemlösungsspiele herausarbeiten?
Wo haben sich Jungen und Mädchen gut ergänzt?
Wo musste man sich gegenseitig helfen?
Wie bewerten sich Jungen und Mädchen selbst? (Selbstwahrnehmung)
Wie bewerten sie das jeweils andere Geschlecht? (Fremdwahrnehmung)
Welche Hochseilelemente finden Mädchen, welche Jungen gut? Lassen sich Unterschiede feststellen?
Bei welchen Elementen sind Mädchen, bei welchen Jungen im Vorteil? (Selbst/Fremdwahrnehmung)
Welche Gefühle (Angst, Stolz, Freude, Unsicherheit etc.) wurden
wahrgenommen? Lassen sich bei der Gefühlswahrnehmung
Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen festmachen?
Wie werden verschiedene Gefühle bewertet? Gibt es Unterschiede in der
Bewertung zwischen Jungen und Mädchen? Warum werden Gefühle
negativ oder positiv bewertet?
Wie lässt sich das in den Alltag der Gruppe übertragen?
THEMA Transfer in den Alltag:
Was haben im Seilgarten gemachte Erfahrungen mit mir/mit unserer Gruppe zu tun?
Was ist im Seilgarten anders als im Gruppenalltag verlaufen?
Wo können die neuen Erfahrungen mir/uns im Alltag von Schule oder Gruppe helfen?
Welche Hindernisse gibt es dabei im Alltag und wie müssen/können die Hindernisse aus dem Weg geräumt werden?
Wie kann mir/uns die Gruppenleitung dabei unterstützen? Wer kann mich von der Gruppe/dem Team dabei unterstützen? Lassen sich neue Arbeitsbündnisse daraus schmieden? Mit wem?
Welche neuen Ziele kann ich mir/können wir uns setzen?
Lassen die sich in erreichbare Teilziele untergliedern?
Wie kann eine Erfolgskontrolle aussehen?
Kann darüber ein Kontrakt geschlossen werden?
Was lasse(n) ich/wir zurück?